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Auswertung der Kriminalitätslage des Jahres 2022 im Bereich der Polizeidirektion Görlitz

Verantwortlich: Kai Siebenäuger (ks)
Stand: 24.03.2023, 12:00 Uhr

 

Auswertung der Kriminalitätslage des Jahres 2022 im Bereich der Polizeidirektion Görlitz

Weiterhin rückläufiger Trend zu verzeichnen – Zweitniedrigster Wert seit der Wiedervereinigung

In der Polizeidirektion Görlitz setzte sich der rückläufige Trend bei der Kriminalitätsbelastung fort, gleichwohl stieg im Jahr 2022  die Anzahl der registrierten Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 4.816 Fälle an (+14,9%). Diese deutliche Zunahme resultiert hauptsächlich aus der Migrationslage. Die Zahl ausländerrechtlicher Verstöße verdoppelte sich nahezu. Darüber hinaus waren insbesondere im Bereich der Eigentumskriminalität und bei Verstößen gegen das Versammlungsgesetz steigende Fallzahlen zu verzeichnen. Beide Phänomene lassen mit Blick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie Erklärungsansätze zu. Dazu später mehr.

Trotz der objektiv höheren Fallzahlen bei der Gesamtkriminalität haben die Bürgerinnen und Bürger in den Landkreisen Bautzen und Görlitz daher auch im Jahr 2022 sicher gelebt.

Einen Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit in der östlichsten Polizeidirektion des Freistaates bildete insbesondere im grenznahen Raum die Eigentumskriminalität. Die Polizeidirektion Görlitz reagierte darauf Ende des Jahres 2019 mit besonderen und innovativen Maßnahmen. Sowohl die Bildung der Sonderkommission Argus als auch die Errichtung einer Videosicherheitstechnik in der Stadt Görlitz wirkten sich zunehmend positiv auf die Kriminalitätsentwicklung aus. Mit der Stadt Zittau wurde aufgrund der positiven Erfahrungen in Görlitz im Jahr 2022 vereinbart, Videoüberwachungstechnik an ausgewählten Standorten der Grenzgemeinde zu installieren. Deren Inbetriebnahme ist für Ende 2023 angedacht.

Die folgenden statistischen Angaben zur Kriminalitätsentwicklung basieren auf der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), welche die von der Polizei abgeschlossenen Fälle im jeweiligen Jahr abbildet.

Nicht erfasst werden dabei Verkehrsstraftaten, beispielsweise Trunkenheitsfahrten oder die Gefährdung des Straßenverkehrs, sowie Staatsschutzdelikte, wie das Verwenden von Kennzeichen  verfassungsfeindlicher Symbole. Aus den statistischen Daten können auch für regionale Bereiche nach einer Analyse und Bewertung Entwicklungen der Kriminalität und Trends abgelesen werden.

Sofern keine weiteren Bemerkungen getroffen werden, beziehen sich alle Angaben auf Straftaten, bei denen der Tatort im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Görlitz (Landkreise Bautzen und Görlitz), unabhängig von der Bearbeitungszuständigkeit, liegt. Die PKS trifft ausschließlich Aussagen zu den der Polizei bekannten Fällen, dem sogenannten Hellfeld.

Kernaussagen

Anzahl der Straftaten deutlich gestiegen

Im Jahr 2022 registrierte die Polizei in Ostsachsen insgesamt 37.033 Straftaten.

Die Statistik erfasste für 2022 eine Zunahme um 4.816 Fälle auf insgesamt 37.033 Fälle. Nachdem die Fallzahlen über einen Zeitraum von sieben Jahren kontinuierlich gesunken waren, stiegen diese im Jahr 2022 erstmals wieder an. Bei Betrachtung ohne ausländerrechtliche Delikte jedoch lag die Belastung um  6.287 Fälle niedriger und damit  im 10-Jahres-Vergleich erneut auf einem Tiefstand. Lediglich im Jahr 2021 wurden noch weniger Fälle erfasst.

Anzahl der aufgeklärten Straftaten weiterhin auf hohem Niveau

Im Vergleich zum Vorjahr waren die Kriminalistinnen und Kriminalisten der Polizeidirektion Görlitz wiederum sehr erfolgreich bei der Ermittlung von Tätern. Der Anteil der aufgeklärten Straftaten sank nur geringfügig um 1,3 Prozent auf 63,6 Prozent. Damit liegt der Anteil aufgeklärter Fälle mehr als fünf Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt.

Polizeipräsident Manfred Weißbach dazu: „Die erfreuliche Entwicklung der Kriminalitätszahlen im vergangenen Jahr ist uns nicht geschenkt worden. Sie ist Ergebnis der hervorragenden Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler in den Polizeirevieren und bei der Kriminalpolizeiinspektion der Polizeidirektion Görlitz. Das kommt insbesondere bei dem hohen Anteil an aufgeklärten Straftaten zum Ausdruck. Zwar können wir u. a. in Görlitz auf die Unterstützung durch europaweit einmalige Videosicherheitstechnik bauen; letztlich aber liegt es an den Polizistinnen und Polizisten, Straftäterinnen und -täter beweissicher zu überführen. Da sind wir erneut besser geworden; das erfüllt mich mit Stolz auf meine Mannschaft. Denn wir wollen, dass die Menschen in Ostsachsen weiterhin sicher leben können.“

Kriminalitätsverteilung und Kriminalitätsbelastung ungleich verteilt

Die Kriminalitätsverteilung in den beiden Landkreisen war wie bereits in den vergangenen Jahren ungleichmäßig. Obwohl der Landkreis Bautzen mit fast 300.000 Einwohnern circa 50.000 Einwohner mehr aufweist als der Landkreis Görlitz, ist die Anzahl der erfassten Fälle hier geringer. Die PKS zählte für den Landkreis Bautzen im Jahr 2022 ohne ausländerrechtliche Verstöße insgesamt 14.724Fälle. Demgegenüber standen 16.021 Fälle im Landkreis Görlitz.

Dementsprechend sind die Bürgerinnen und Bürger in beiden Landkreisen unterschiedlich stark von Kriminalität belastet. Zur Objektivierung der Kriminalitätsbelastung dient die Häufigkeitszahl (HKZ). Diese sagt aus, wie viele Straftaten pro 100.000 Einwohner erfasst wurden. Demzufolge liegt die HKZ im Landkreis Bautzen bei 4.969, dagegen im Landkreis Görlitz bei6.453. Durchschnittlich beträgt die HKZ in der Polizeidirektion Görlitz 5.646.

Die verschiedenen Delikte betreffend unterscheidet die PKS nach bestimmten Straftatenobergruppen. Die Verteilung in der Polizeidirektion Görlitz wird in folgender Übersicht deutlich.

Verteilung der Straftaten im Bereich der Polizeidirektion Görlitz 2022

Eigentumskriminalität auf zweitniedrigstem Wert seit der Wiedervereinigung

Mit einem Anteil von fast 30 Prozent aller erfassten Straftaten bleibt die Eigentumskriminalität weiterhin ein deliktischer Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit im Bereich der Polizeidirektion Görlitz.

Im Jahr 2022 wurden 737 Fälle mehr registriert als 2021, was einem Zuwachs von 7.7 Prozent entspricht. Diese Entwicklung spiegelte sich auch in den Gemeinden entlang der polnischen und der tschechischen Grenze wider. Bereits bei der Deutung der rückläufigen Zahlen in den Jahren 2020 und 2021 wurde vermutet, dass dies mit den zeitweise erlassenen Einreisebeschränkungen in die Republik Polen und die Tschechischen Republik während der Corona-Pandemie in Verbindung gebracht werden könnte. Für das Jahr 2022 sehen wir eine Rückkehr zum früheren Niveau. Der kontinuierliche Abwärtstrend der Fallzahlen seit der Wiedervereinigung setzt sich damit fort.

Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Görlitz wurden im zurückliegenden Jahr 64 Kraftfahrzeuge mehr gestohlen als noch im Jahr davor. Dies bedeutet ein Plus um 15,4 Prozent. Auch bei den Diebstählen von Fahrrädern musste mit einem Plus von 185 (+ 12,7%) eine deutliche Steigerung verzeichnet werden. Ein Rückgang konnte hingegen zum wiederholten Male bei Diebstählen in/aus Wohnungen verzeichnet werden. Hier sanken die Fallzahlen um weitere 34 Fälle bzw. 7,5 Prozent.

Grenzgemeinden bleiben ein Schwerpunkt polizeilicher Arbeit

Die Belastung mit Eigentumskriminalität ist in den Landkreisen Bautzen und Görlitz unterschiedlich stark verteilt. Schwerpunkt dabei bilden, wie auch in den vergangenen Jahren, die Gemeinden an der polnischen Grenze. Im Vergleich zum Jahr 2021 stiegen die Fallzahlen der Eigentumskriminalität um 131 Fälle an, was einer Steigerung von vier Prozent entspricht.

Auch in den Gemeinden entlang der tschechischen Grenze musste bei einem Plus von 38 Fällen eine Zunahme um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden.

Den zahlenmäßig oberen Wert im Bereich der Eigentumskriminalität bildete im Jahr 2022 mit einer Häufigkeitszahl von 4.195 die Stadt Görlitz, gefolgt von Hoyerswerda mit 3.575 (HKZ = Fälle je 100.000 Einwohner). Die Gemeinde auf dem nächsten Rang war Zittau mit einer HKZ von 3.402. Auf den nächsten drei Plätzen folgten Seifhennersdorf (3.376), Weißwasser (3.179) und Bautzen (3.169).

Deutliche Mehrbelastung durch Migrationslage

Im Jahr 2022 war eine deutliche Zunahme der Fallzahlen der ausländerrechtlichen Verstöße festzustellen. Wurden im Jahr 2021 noch 3.190 Fälle festgestellt, so stieg deren Anzahl im folgenden Jahr auf 6.288 Fälle, was fast eine Verdopplung darstellt. Die Ursachen hierfür liegen nicht nur in der Flüchtlingsbewegung im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, sondern sind auf weltweite Krisenherde zurückzuführen, wie die Verteilung der erfassten Nationalitäten verdeutlicht. Die meisten Tatverdächtigen (TV) der ausländerrechtlichen Verstöße kamen aus dem Irak (2.430 TV), gefolgt von Syrien (767 TV) und der Ukraine (677 TV).

Auswirkungen des Demonstrationsgeschehens auf die PKS

In vielen Städten und Gemeinden der Polizeidirektion Görlitz fanden im Jahr 2022 Demonstrationen und Versammlungen statt. Insgesamt verzeichnete die Polizei 1.614 Versammlungen. Als Schwerpunkt kristallisierte sich jeweils der Montag heraus, an dem eine Vielzahl von Menschen aufgrund der aktuellen Coronapolitik auf die Straße ging. Dies war 1.436 Mal der Fall. Strafrechtlich relevant wurden diese Demonstrationen und Versammlungen immer dann, wenn entgegen den Regelungen des Versammlungsgesetzes keine Anmeldung erfolgte. Die Fallzahlen wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz stiegen im Jahr 2022 um 753 Fälle auf insgesamt 1.028 Fälle an. Auch diese Entwicklung wirkte sich letztlich auf den Anstieg bei der Gesamtkriminalitätsbelastung aus.

Prävention

ASSKomm weiter auf dem Vormarsch

Die präventive Landesstrategie Allianz Sichere Sächsische Kommunen (ASSKomm) ist weiter auf dem Vormarsch. Die Polizeidirektion Görlitz verzeichnet mittlerweile 13 Kommunen als ASSKomm-Kooperationspartner, dies entspricht 27 Prozent aller ASS-Komm-Kommunen in Sachsen.

Polizeiliche Beratung

Der Polizeilichen Beratung kam auch im Jahr 2022 eine besondere Bedeutung zu. Ziel war es sowohl Privatpersonen als auch private und öffentliche Unternehmen zu unterstützen. So kam es zu einem erfolgreichen Abschluss eines durch die Europäische Union geförderten grenzüberschreitenden Projektes „Sicherer Grenzraum für Senioren“, bei welchem ein Netzwerk mit Polen, der Schweiz und Österreich entstand. Gemeinsam mit der Bundespolizei bauten die Berater ein Netzwerk zum Verbraucherschutz in den Landkreisen Bautzen und Görlitz auf. Weiterhin wurde das gemeinsame Netzwerk mit der Kreishandwerkerschaft ausgebaut und sämtliche Innungen beschult.

Eine hohe Öffentlichkeitspräsenz nahmen Betrugsdelikte wie „Enkeltrick“ und „Schockanrufe“ ein. Über zahlreiche Pressebeiträge und themenorientierte Handreichungen informierten und sensibilisierten die Präventionssachbearbeiter die entsprechenden Zielgruppen. In diesem Zusammenhang wurde gemeinsam mit der Polizeidirektion Dresden ein Geldübergabeumschlag für Banken entwickelt. (ks)


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